Reisebericht Island im September 2014
Stormy days in Iceland – 21.09.2014 bis 30.09.2014
21.09.2014
Ich sitze im Frankfurter Flughafen und komme mir gerade etwas dämlich vor, anscheinend bin ich der einzige im „Iceland-Dress“. Der Wetterbericht zeigt an diesem Morgen Sturm und Regen für Keflavík an, doch die anderen Passagiere tragen alles Mögliche, von der Jeans bis hin zu Bermuda-Shorts. Nach der Ankunft stellt sich schon auf dem Weg zum Flughafenbus schnell heraus das Shorts nicht unbedingt die beste Wahl ist, es schüttet wie aus Eimern und das auch eher waagerecht. Das Lächeln vergeht aber auch mir auf dem Weg zum Autovermieter, ständig wird mein Koffer umgeweht und die Hose ist komplett Nass als ich nach ein paar hundert Metern dort ankomme, hätte ich wohl besser doch mal neu Imprägnieren sollen ^^
Wagen beladen und dann direkt ab in den Süden… doch nach ein paar Kilometern drehe ich bereits wieder und fahre zurück den die Motorwarnleuchte geht nicht aus, na das fängt ja Prima an. Nur ein defekter Sensor, so die Aussage von Geysir Car Rental. Mein Eindruck im Laufe der Woche ist da etwas anders, allgemein macht die Elektrik ab und an interessante Dinge und die Motordrehzahl sinkt im Leerlauf, dass man meint, der Wagen geht gleich aus. Der Jeep lässt mich zwar während des Urlaubs nicht im Stich, dennoch, für den Preise kann man zumindest beim Empfang einen einwandfreien Zustand erwarten. Als Ausgleich ist das Personal aber sehr freundlich, Empfang sowie die Abgabe gehen schnell und unkompliziert. Nebenbei, falls ihr auch mal mit einem Jeep Island erkunden möchtet, unter 13 Liter Super lässt sich der Wrangler nicht bewegen, dass kann bei einer Rundreise durchaus zu einem teuren Kostenfaktor werden.
Die Fahrt nach Kirkjubæjarklaustur ist dann auch kein wirklicher Spaß, Regen, Nebel, Sturmböen und Dunkelheit, an Fotostopps ist gar nicht zu denken. So bin ich dann heilfroh als ich endlich im Hunkubakkar Guesthouse ankomme. Die Hütten sind nicht nur sehr geräumig, die Lage etwas außerhalb und der direkte Ausgang ist ideal zur Beobachtung von Nordlichtern.
22.09.2014
Pünktlich zum Sonnenaufgang wache ich durch den patentierten isländischen Schafswecker auf. Heute geht es Richtung Vík í Mýrdal. Nach dem ich mir den Wetterbericht angeschaut habe.. es geht in die Gegenrichtung. Der Himmel ist nach wie vor verhangen, immer wieder Regen und am ersten Halt merke ich dann auch, dass der Halter für den Grauverlaufsfilter noch im Koffer liegt. Je weiter ich Richtung Skaftafell komme desto herbstlicher wird die Landschaft, selbst die Sander sind teilweise farbig gesprenkelt.
Für einen kurzen Moment kommt die Sonne durch.. Diese Mischung aus Gelb, Rot und dem leuchtenden Grün des Mooses ist unglaublich und wirkt auf den Fotos schon fast künstlich. Ehrenwort, ich habe nicht an den Farbreglern gedreht. Weiter Richtung Osten, das Wetter ändert sich im Minutentakt. Ich liebe diese Ecke, ich bin jetzt das dritte mal hier und doch wirkt es jedes Mal anders auf mich.
Fjallsjökull und Fjallsárlón beeindrucken mit einer Mischung aus Licht und dunklen Wolken, für mich einer der schönsten Gletscher(seen) in Island. Der Ausflug endet mit Kaffee und Kleinur, wie kann es anders sein, am Jökulsárlón. Die Rückfahrt schenkt mir noch einen Hauch von Sonnenuntergang und so endet auch schon der zweite Tag in Island.
23.09.2014
Der nächste Morgen begrüßt mich mit Sonnenschein und der Wetterbericht kündigt doch wirklich einen schönen Tag an. Als erstes geht es 140 Km nach Hvolsvöllur, dort hole ich eine Freundin ab, die sich spontan dazu entschlossen hat, auch für ein paar Tage nach Island zu kommen. Sie möchte unbedingt einen Rundflug zum Holuhraun beziehungsweise Bárðarbunga machen. Hier kann ich leider schon sagen, dass es nicht funktioniert hat, in dieser Woche gab es aus unserer Gegend leider nur einen (bezahlbaren) Flug und der war gestern. Unnötig zu erwähnen das ich noch am Flughafen vorbeigefahren bin ^^
Von Hvolsvöllur geht es dann (endlich mal) nach Landmannalaugar über die F208. Die Piste ist in einem schlechten Zustand, ein Schlagloch reiht sich an das andere und die Starrachsen sorgen dafür, dass man sich teilweise wie auf hoher See vorkommt. Auswirkungen des immer weiter steigenden Tourismus in Island. Auf der einen Seite gut für das wirtschaftlich noch immer angeschlagene Land, auf der anderen Seite steigt die Anzahl der Fahrzeuge auf den Pisten, so ist der Zustand nach der Hauptsaison auch nicht verwunderlich. Nach wüstenartigen Abschnitten auf der Strecke kommt man sich dann fast so vor als ob man auf einem anderen Planeten ist. Schlussendlich ist das nur eine Stippvisite, ich möchte hier noch einmal für 2-3 Tage hin, ohne längere Wanderungen sieht man nur einen Bruchteil von Landmannalaugar.
Ich bin dann den selben, wenn auch weiteren Weg, zurück gefahren. Zumindest wusste ich, was da auf einen zukommt und auf der Strecke gibt es auch keine Furten zu durchfahren. Auf der Fahrt wurde es dann leider schon Dunkel aber ok, ab und an gibt trotzdem etwas zu fotografieren. Der rote Schein stammt vermutlich vom Ausbruch in Holuhraun.
24.09.2014
Ah.. endlich regnet es wieder. Die Planung richtet sich wie immer nach dem Wetterbericht, also erneut ab Richtung Skaftafell, denn direkt am Svartifoss war ich noch nicht. Leider ist dort mittlerweile eine Absperrung, so dass dort keine Perspektive möglich ist, die mir persönlich gefällt.. und dann ist auch schon „Reisegruppen-Alarm“.. da geht man freiwillig, auch weil sich das Wetter gerade von seiner schlechtesten Seite präsentiert. Zurück in Kirkjubæjarklaustur besuchen wir den Stjórnarfoss. Sicherlich nicht der beeindruckendste Wasserfall, aber man kann ihn unproblematisch betreten und ist hier auch völlig allein. Zum Abschluss des Tages fahren wir zur Schlucht Fjarðárgljúfur, die in unmittelbarer Nähe meines Hotels liegt. Zum Abend kommt auch die Sonne raus, aber es ist schon zu spät, um die beeindruckende Schlucht noch komplett zu besichtigen.
Dafür wecken die immer größer werdenden Wolkenlücken Hoffnung auf erneute Nordlichter, die sich dann auch Punkt 21.00 Uhr wieder am Himmel präsentieren.
25.09.2014
Heute ist Hotelwechsel , das neue Übernachtungsdomizil liegt in der Nähe von Höfn, also geht es wieder einmal Richtung Osten. Natürlich wieder mit dem einen oder anderen Fotostopp und am Jökulsárlón kann ich nicht vorbei fahren ohne wenigstens ein Bild zu machen. Während der Fahrt fallen mir wiederholt spezielle Schilder am Straßenrand auf. Letztes Jahr habe ich die vielleicht nicht so wahrgenommen, aber gefühlt ist die Anzahl mit dem Hinweis auf das Verbot von Offroadfahrten angewachsen. Allerdings auch kein Wunder, mit steigender Touristenanzahl wächst leider auch die Zahl der (hier bitte Begriff nach Wunsch eintragen), die meinem auch mal durch Gemüse und Sander brettern zu müssen, die Ranger können wohl ein Lied davon singen. Wie man lesen konnte, endete der Spaß dann aber für den einen oder anderen mit einem „Strafzettel“ jenseits der 1500 Euro.
Im Guesthouse Nypugardar hole ich mir erst mal meinen Schlüssel ab, das Zimmer ist winzig, bei zwei Personen würde ich Platzangst bekommen, dafür entschädigt das Frühstück mit Blick auf 5 Gletscherzungen und der Preis. Abgesehen davon sind es von hier bis zum Jökulsárlón auch nur ca. 50 Km. In der Nähe des Gästehauses besuchen wir eine dieser Gletscherzungen, den ..hmm ..den ..äh.. den dingens halt. Asche auf mein Haupt, aber keine Ahnung, wie der Name ist. Dort sehe ich auch zum ersten mal Rentiere in Island. Wobei, sind ja eher Schlendertiere.
Zum Abschluss des Tages fahren wir noch nach Stokksnes und wieder eine Premiere, das erste mal, dass ich Eintritt zahlen muss ..oh Entschuldigung, das ist natürlich kein Eintritt, sondern der „nature pass“. Ich habe kein Problem damit, dass jemand für sein Privatgelände Eintritt nimmt und 4€ sind für europäische Verhältnisse noch günstig, aber dann sollte man das als solches bezeichnen, auch da die Ecke bei näherer Betrachtung wenig nach „nature“ aussieht. Natürlich laufen wir auf Anweisung des Besitzers erst mal in die falsche Ecke zu dem Nachbau eines Wikingerdorfes (mit einem fetten fotografieren verboten Schild). Von dort kommt man allerdings nicht, beziehungsweise nicht so gut, an den Strand, wo wir eigentlich hin wollen. Dann geht uns auch das Licht aus, so dass ich Stokksnes ohne ein Bild wieder verlasse. Wenn ihr also auch mal in der Ecke seit, ihr müsst in Richtung der alten Radarstation gehen.
26.09.2014
Der Tag beginnt ruhig und freundlich, es geht abermals nach Stokksnes. Heute ist hier niemand da, schade, kein Kaffee im Viking Cafe. Gut, nicht noch mal „nature pass“. Es ist windig und wird immer windiger, deshalb lasse ich die Radarstation auch ausfallen. Der Rückweg auf dem ebenen Weg fühlt sich an, als ob man einen Berg hoch wandert und dabei noch dezent sandgestrahlt wird.
An der Abzweigung F985 beschließen wir spontan zum Skálafellsjökull zu fahren. Die Piste schraubt sich auf einer relativ kurzen Strecke von Meereshöhe auf über 800 Meter. Bei einem Zwischenhalt ist der Wind bereits so stark, dass man zum Fotografieren am besten in die Hocke geht. Wir kommen über der Gletscherzunge raus, dort gibt es nur noch Stein, Eis und Wind. An eine ausgiebige Besichtigungstour ist nicht zu denken, man ist kaum in der Lage 20 Meter vernünftig zu gehen, der grandiose Ausblick entschädigt das aber ohne weiteres.
Es geht wieder zum Jökulsárlón in der Hoffnung, hier noch einen schönen Sonnenuntergang zu erleben. Aber erst einmal gibt es ein vordringlicheres Problem, Hunger. Nach Höfn mag ich nicht, hab da jetzt zweimal gegessen und beide Male war das eher mittelprächtig. Als kleinen Tipp, im Thórbergur Thórðarson-Museum direkt an der 1 kann man sehr gut und günstig speisen.
Der Sonnenuntergang könnte gar nicht unspektakulärer sein, wenn man mal ein paar Wölkchen braucht sind keine da und die Sonne geht hinter dem Berg unter, der Satz mit X. Nun gut, dann warten wir halt auf Nordlichter. 20.00 Uhr, neben uns stehen gerade mal zwei Camper. 21.00 Uhr, Massenandrang. Die erste Stelle verlassen wir recht schnell, weil die ankommenden Autos die Belichtung ruinieren, also gehen wir weiter am See entlang. Auch hier sind wir natürlich nicht alleine, aber die Leute sind alle nett und rücksichtsvoll. Bis auf zwei.. die kommen doch tatsächlich mit so einem 30x30cm LED-Board und fangen munter an, die Eisschollen anzuleuchten. Nachdem weitere Bilder für die Tonne sind kann ich mir ein „You are not alone here“ nicht verkneifen. Es mag sein, dass meine Stimmlage dabei eventuell und natürlich völlig unbeabsichtigt meine aktuelle Gemütslage vermittelt ^^ Nachdem das dann geklärt ist, kommen die Wolken, die mir vorher gefehlt haben, so dass am Ende gerade mal zwei brauchbare Fotos entstehen. Ich kann also jedem nur empfehlen, sich möglichst weit vom Parkplatz zu entfernen.
27.09.2014
Heute ist wieder Hotelwechsel, es geht zurück in den Ecke von Vík. Der gestrige Tag war lang, wir lassen es deshalb etwas ruhiger angehen und cruisen gemütlich die 1 lang. Der Südosten ist geprägt von Gletschern und ich kann gar nicht anders als doch immer mal wieder anzuhalten. Das Flugzeugwrack in der Nähe des Skógafoss wolle ich auch endlich einmal sehen, die Szenerie ist schon fast surreal.
Der Tag endet dann bei Regen in Dyrhólaey uns so geht es zum Welcome Hotel Lambafell. Das „Economy“-Zimmer ist mit dem Balken über dem Bett vielleicht ein bisschen unpraktisch aber sehr gemütlich und das Bad, besonders wenn man vorher ein Gemeinschaftsbad hatte, mit Regendusche eine Wucht. Schade nur, dass das Frühstück vergleichsweise eher schlicht ist. Bei den Hotels in Island muss man aber immer etwas kompromissbereit sein, auch wenn man bei den Preisen gegebenenfalls etwas anderes erwartet, dafür ist die Saison dort einfach zu kurz.
28.09.2014
Ab heute bin ich wieder allein, der Urlaub meine Reisebegleiterin endet leider, also erst mal wieder Shuttle-Bus spielen und dann zum Mýrdalsjökull. Da wollte ich letztes Jahr schon hin, aber mit dem damaligen Mietwagen wollte ich die Strecke nicht fahren und dieses Jahr.. so ein Sch..lamassel „Road Impassable“. Ok, dann geht es halt zu den Reynisdrangar. Die Sonne steht aber ungünstig und nach dem ich mir schmunzelnd die Leute anschaue, die vor den zugegebenermaßen unberechenbaren Wellen an dem flachen Strand weglaufen, stehe ich auf einmal selbst in einer und habe für den Rest des Tages nasse Füße ^^
Geh ich halt erst mal in Vík etwas essen, der Laden ist schon voll und genau in diesem Augenblick schlägt noch so ein Touri-Bus auf.. oh Mann! Der Weg nach Þagkil beruhigt aber meine strapazierten Nerven, die Strecke ist traumhaft und der Ort, noch dazu menschenleer, hat seinen eigenen Zauber. Ich befahre noch die Piste, die kurz vor dem Campingplatz rechts abgeht, bis zum Eingang einer Schlucht, die ich noch ein bisschen entlang wandere, bis ich beschließe zurück zu fahren. Die Zeit dort ist wieder einmal zu kurz, aber ich möchte zum Sonnenuntergang wieder auf Dyrhólaey sein.
Der Himmel zieht sich zwar langsam zu, aber noch gibt es Wolkenlücken, also beschließe ich, zu bleiben und auf Nordlichter zu warten. Es wird Dunkel, die ersten Sterne erscheinen und kurz vor Neun baue ich die Kamera auf. Ich habe gerade die ersten Fotos vom Leuchtturm gemacht, da fängt es an zu schütten, heute wird es nichts mehr mit Nordlichtern.
29.09.2014
Schon bevor ich die Augen aufmache weiß ich, dass der Tag ungemütlich wird. Der Wind pfeift um das Hotel und das Bad ist eiskalt, weil der Lüfter praktisch rückwärts funktioniert. Der Wetterbericht zeigt bei meiner Ecke Starkregen, bei Wind eine 22 und einen roten Punkt. In den Bergen hinter dem Hotel zeigt sich, dass dort über Nacht Schnee gefallen ist. Damit sind alle Ziele, die ich heute hier noch besuchen wollte, gestrichen und nach dem Frühstück geht es mit „Rückenwind“ nach Keflavík zum letzten Hotel. Der Seljalandsfoss hat, obwohl noch durch einen Bergrücken geschützt, dezent Schlagseite, fotografieren ist hier nur aus dem Auto möglich.
Die Rückfahrt ist praktisch genau so wie die hinfahrt, in der Ecke von Reykjavík steht durch den Regen das Wasser teils 10-15cm auf der Straße, aber ich habe dennoch Glück, kurz nach Mittag hört der Dauerregen auf und die Sonne kommt durch die Wolkenlücken, so dass ich noch die Westspitze von Reykjanes besuche.
Ich hatte ja schon etwas zum zunehmenden Tourismus in Island geschrieben, im Hochtemperaturgebiet Gunnuhver zeigt sich leider eine dieser Auswirkungen, mehrere Fußspuren in das Solfatarengebiet. Ich frage mich, wie man so Ignorant sein kann, da einfach rein zu latschen, von der Zerstörung solcher Flächen mal ganz abgesehen ist man in einem Hochtemperaturgebiet bei 80-100 °C auch schnell mal ein Kandidat für den Darwin Award…
Es geht weiter zur Küste, der Wind ist immer noch heftig, ich kann gar nicht so schnell fotografieren wie der Filter wieder voller Gischt ist. Dann heißt es ab ins Heiabettchen den Morgen muss ich um 4.00 Uhr raus. Das A10 Deluxe ist günstig, sehr ansprechend eingerichtet und nahe am Flughafen, aber zumindest die Einzelzimmer haben papierdünne Wände. Bei der Geräuschkulisse läuft man aber auch nicht Gefahr, den Flug zu verschlafen. Für die Frühflieger gibt es übrigens ein kleines Lunchpaket.
Am nächsten Tag heißt es dann nur noch Wagen abgeben, einchecken und so endet wieder einmal mein Urlaub auf Island.