Reisebericht Island im Mai 2015
Vorið á Íslandi – 02.05.2015 bis 17.05.2015
Á eftir vetrinum kemur vorið. – Nach dem Winter kommt der Frühling…
..so zumindest die Theorie. In Island war er jedenfalls nicht zu finden und die Isländer sprachen oft vom längsten und schneereichsten Winter seit 25 Jahren.
Eigentlich hatte ich dieses Jahr gar keine Reise dorthin geplant, aber als mich ein Freund fragte, ob ich mitkommen möchte, musste ich nicht lang überlegen. Dieses Mal mit seinem Geländewagen (… der auch schon mal in einer Furt abgesoffen ist) und hin per Fähre. Die Reise sollte uns erst einmal nach Dänemark, genauer gesagt Hirtshals, führen und dann über die Färöer-Inseln bis nach Seyðisfjörður im Osten Islands.
02.05 – 04.05.2015
Nachdem die M/S Norröna beladen war, ging es erst einmal auf Entdeckungsreise. Das Außencafé empfing uns mit einem Mob Liedgut schmetternder Rentner, die zudem noch mit einer Ziehharmonika bewaffnet waren, so eine Art Kreuzfahrt-Flashmob.
Die andere Seite war glücklicherweise ruhiger, hier hatten sich die Pensionäre lediglich damit begnügt, die meisten Stühle zu okkupieren. Mangels Badetüchern musste in diesem Fall ein Island-Reiseführer herhalten. Das war der Punkt, bei dem ich ernsthaft überlegte, die Reise mit Hilfe von flüssigen Substanzen aus dem Duty-free in der Kabine zu verbringen ^^
Tórshavn, die Hauptstadt der Färöer-Inseln, begrüßt uns leider mit einem ausgesprochenen Sauwetter. Ein kurzer Landgang endet schnell im Café und bei der Durchfahrt an den Inseln entlang ist durch Regen und Schnee kaum etwas zu erkennen.
05.05.2015
Island – Seyðisfjörður. Frühling.. die Blumen blühen und die Sonne scheint.. dann wache ich auf und die Realität sieht bei gepflegten -7° Grad ein bisschen anders aus. Bei der Fahrt über den frisch geräumten Pass zu unserem ersten Hotel in der Nähe des Lagarfljót weiß man manchmal nicht, wo die Berge enden und der Himmel anfängt.
Es ist noch früh am Tag und wir erkunden die Gegend. Ich mag die Nebenstrecken und Stichpisten, bei denen man außer ein paar Pferden kaum einer Menschenseele begegnet. Den Abend beschließen wir am Reyðarfjörður und wir haben das Glück, einen Wal beobachten zu können.
06.05.2015
Der Tag beginnt mit einer kleinen Wanderung zum Litlanesfoss (ca. 30-40 min). Es schneit natürlich und vom Wasserfall bzw. dem Flusslauf kann man auch nur Teile erkennen. Die oberste Erdschicht ist angetaut und rutschig, so dass wir uns beide auf dem Rückweg mal gepflegt hinlegen. Wieder am Parkplatz trifft gerade ein Reisebus ein und tatsächlich steigen da Leute aus, die nicht mal annähernd für eine Wanderung gekleidet sind, ich sage nur mal weiße Turnschuhe ^^ Ich möchte wetten, von denen hat kein einziger den Wasserfall gesehen.
Weiter geht es Richtung Norden nach Laugar und damit auch zur ersten Heiði, Hochebenen, die noch fest im Griff des Winters sind. Die „Road conditions“ sind morgens zum Frühstück unsere erste Lektüre neben dem Wetterbericht. Unser Wagen hat Geländereifen, der Untergrund ist oft Eis, dazu Schneewehen oder Schneematsch, gerne auch mal alles drei zusammen. Manchmal fährt man mehrere Kilometer auf der Gegenfahrbahn, weil nur diese frei ist. Der Isländer, bewaffnet mit Winterreifen und Spikes, hat es da etwas leichter und so muss man ständig nach vorne schauen, ob Gegenverkehr kommt, und gleichzeitig nach hinten, ob man überholt wird.
Wir besuchen den Dettifoss, den man aber leider nur aus einem ungünstigen Winkel sehen kann, und natürlich schneit es wieder. Das Hochtemperaturgebiet Hverarönd ist der farbigste Flecken Erde auf der gesamten Reise.
07.05.2015
Erster Anlaufpunkt des heutigen Tages ist der Goðafoss. Zur Abwechslung schneit es mal wieder, gut, dass man das wenigstens nicht auf den Langzeitbelichtungen sieht.
Unser Weg zum Aldeyjarfoss endet nach dem letzten Hof schnell bei einer unpassierbaren Schneewehe, dann müssen halt wieder Pferde herhalten.
Als Kontrastprogramm besuchen wir noch das Auto-Museum Samgönguminjasafnið Ystafelli mit Pferdchen der anderen Art. Eigentlich hat das Museum geschlossen, aber der Besitzer sieht uns und wir dürfen die Halle und sogar die Restaurationswerkstatt besuchen. „Geht einfach rein, ich komme dann später nach…“ Er will nicht mal Eintritt haben, was wir aber natürlich durch eine Spende kompensieren.
08.05.2015
Mit dem heutigen Hotelwechsel, inklusive kleiner Umwege, geht es endlich in die Westfjorde nach Drangsnes, man möchte ja auch mal seine Ruhe haben! Erster Halt ist der Leuchtturm Kálfshamarsvík. Es mag für viele überraschend sein, aber als wir ankommen, fängt es an zu schneien…
Bei diesem Foto ist eigentlich nur erwähnenswert, dass sich danach mein Filterhalter in seine Bestandteile aufgelöst hat. Der Haltemechanismus besteht aus so einem Nupsi, einer Schraube und einer Feder. Ich ziehe, es macht *boing* und die Einzelteile fallen auf den Strand. Was soll ich sagen, kleine schwarze Feder auf schwarzem Sandstrand. Falls sie zufällig jemand finden sollte..
09.05.2015
Mit der heutigen Etappe geht es zu einem Ziel, auf das wir uns besonders freuen, Djúpavík. Ich kann jetzt schon sagen, dass es das, aus meiner Sicht, beste Hotel der ganzen Reise war. Auf jeden Fall das gemütlichste und mit wirklich netten Gastgebern. Mehr Infos, auch zu der Heringsfabrik, findet ihr hier Hotel Djúpavík
Zuerst muss aber die Strecke bewältigt werden und die wird immer, sagen wir mal, rustikaler. Das Bild ist von einem „netten“ Abschnitt, bei den anderen hätte absolut nichts mich zum anhalten bewegen können ^^
Djúpavík, mein erster, spontaner Eindruck… Mad Max im Tiefkühlfach 😀
10.05.2015
Nach dem Frühstück ist die Führung der erste Tagespunkt. Mein Englisch ist genau so gut wie mein Isländisch *hust*, dennoch fand ich die Informationen und Geschichten zu der Fabrik, dem Leben damals und heute an diesem Ort, sehr gut. …und mit viel, viel Herzblut erzählt.
Jeder Isländer hat, neben zwei Wasserfällen im Vorgarten, auch immer mindestens ein rostiges Auto herumstehen. Muss was kulturelles sein…
User heutiges Hotel liegt am Ende des Mjóifjörður, wir müssen also erst einmal einen Teil der Strecke von gestern zurück fahren. Das Bild hat mein Reisebegleiter Jürgen gemacht, da ich just in diesem Augenblick damit beschäftigt war, uns und das Auto in Luft aufzulösen, als uns das Schrabbeldings entgegen kam. Mittlerweile ist auch klar, dass wir das nächste Hotel canceln müssen, weil der Pass auf der geplanten Strecke dicht ist. Das bedeutet morgen die gleiche Heiði wieder zurück.
11.05.2015
Es geht knapp an die südliche Grenze der Westfjorde, damit unsere Strecke morgen nicht zu lange wird. Die Heiði bietet heute Showprogramm, erst der Rescue Service, der ein Auto aus dem Schnee zieht, dann der Schneeräumer und direkt dahinter die Schneefräse. Dennoch kommen wir erstaunlich gut durch und je weiter wir südlich sind, desto mehr verschwinden die Wolken. Das Hotel ist schnell gefunden, also noch genug Zeit, um die Umgebung zu erkunden.
12.05.2015
Die Tour geht nach Patreksfjörður und wir genießen den Sonnenschein, leider macht uns die brutale Hitzewelle von fast 3° Grad zu schaffen. Da die Piste zum Dynjandi gerade offen ist, nutzen wir das auch direkt aus. Der Wasserfall ist aber leider noch weitestgehend gefroren.
13.05.2015
Erster Tagespunkt, der Rauðisandur. Ein großer Strand mit rötlichem Sand, der ist.. groß …und ..äh …rötlich. Das ist es irgendwie auch. Danach, wie kann es anders sein, Látrabjarg. Man hat uns schon vorgewarnt, dass wegen des kalten Wetters noch keine Puffins dort sind und zuerst sieht man auch, genau, nix. Wir haben Glück, die ersten sind doch schon eingetroffen. Die sind so putzig, das kommt auf den Bildern gar nicht rüber 🙂
14.05.2015
Heute ist so etwas wie Ruhetag und wir durchstreifen nur ein bisschen die Gegend.
15.05.2015
Von den Westfjorden müssen wir nun leider Abschied nehmen. Viel unternehmen können wir nicht mehr, da es angefangen hat zu regnen, und wir trödeln quasi nur herum bis wir um 18.00 Uhr mit der Fähre von Breiðafjörður nach Stykkishólmur auf Snæfellsnes fahren. Petrus hat ein Einsehen und die Wolkendecke reißt langsam auf.
Unser Hotel liegt direkt beim Kirkjufell.
16.05.2015
Der Urlaub neigt sich dem Ende zu, bei der Fahrt nach Keflavík nehmen wir noch zwei, drei der „üblichen Verdächtigen“ mit…
17.05.2015
Nachdem wir den Wagen ordnungsgemäß abgestellt haben, geht es mit Icelandair zurück nach Frankfurt. Als wir wieder in Deutschland ankommen, ist es bereits dunkel. Am nächsten Morgen, beim Blick in meinen frühlingshaften Garten, komme ich mir vor, wie auf einem anderen Planeten.