Reisebericht Alpen im Juni 2017
Vom Heiterwanger See nach Südtirol – über die Großglockner Hochalpenstraße ins Leutaschtal – 4.6.-18.6.2017
Reisebericht und Bilder von Bettina Fassmer und Conrad Schäfer
4.6.-6.6.2017
Das erste Ziel unserer Reise ist der Heiterwanger See, der uns am frühen Nachmittag mit Sonnenschein begrüßt. Wir wohnen im
Hotel Fischer am See. Die Zimmer sind modern, sehr gut ausgestattet und zur Seeseite hin ganz und gar verglast. Vom Balkon hören wir die Kühe bimmeln – die schönste Musik der Berge 🙂 Wir bummeln durch traumhaft blühende Wiesen mit einer unglaublich bunten Blumenvielfalt am See entlang und beenden den Abend im Hotelrestaurant. Die Speisekarte enthält nicht viele, dafür ausgezeichnete Gerichte, allerdings fehlen uns die Käsespätzle ^^
Wer lieber mit dem Wohnwagen reist oder zeltet, findet neben dem Hotel einen kleinen Campingsplatz, ebenfalls direkt am See. Weitere Infos dazu gibt es unter camping-heiterwangersee.at.
Der nächste Tag beginnt mit Regen. Es klart dann aber auf und uns zieht es nach oben. In Lermoos finden wir eine geöffnete Bergbahn, was Anfang Juni noch nicht so selbstverständlich ist… Wir fahren auf den Grubigstein, bewundern die Zugspitze über einem Wolkenmeer, blicken auf die Straße zum Fernpass mit ihren Seen hinunter und entdecken die ersten typischen Alpenblümchen: Schusternägeli. Zurück am Hotel entschließen wir uns trotz dichter dunkler Wolken zu einer Seeumrundung und werden auf den letzten 500 Metern das einzige Mal in diesem Urlaub so richtig nass.
6.6.-9.6.2017
Die nächste Etappe führt uns nach Südtirol. Wir möchten etwas von der Landschaft sehen und nehmen daher die Route über Fernpass, Ötztal und Timmelsjoch. An der Mautstation lädt das Top Mountain Crosspoint zu einer Pause ein: ein sehr schönes Restaurant mit vielfältiger Küche und moderaten Preisen. Wer es nicht eilig hat, kann dort auch noch das Motorradmuseum besuchen. Wir fahren weiter Richtung Passhöhe und Grenze und vor allem immer tiefer in den Nebel hinein. Keine Aussicht, kein Vorankommen und dafür 16 Euro Maut – das hat sich ja voll gelohnt! So geht es weiter, bis wir uns auf italienischer Seite ins Passeiertal hinuntergeschlängelt haben. In Meran gehen wir schließlich auf die Autobahn. Für sagenhafte 70 Cent Autobahngebühr sind wir relativ zügig am Abzweig zur Seiser Alm.
Als Hotelgast bekommt man eine Sondergenehmigung zum Befahren der Straßen im Landschaftsschutzgebiet Seiser Alm, die allerdings außer bei An- und Abreise nur für die Zeiten vor 10 Uhr bzw. nach 17 Uhr gilt. Achtung! Selbst dann ist es nur gestattet, straight von A nach B zu fahren. Das Halten am Straßenrand ist verboten und kostet, wenn man erwischt wird, über 100 Euro. Diesen Hinweis im Infomaterial des Hotels lesen wir natürlich erst, als wir von einer kleinen Foto-Ausfahrt wiederkommen… ähem, tja…
Wir wohnen in Saltria direkt am Fuß von Lang- und Plattkofel im Floralpina. Das traditionsreiche Hotel liegt etwas abseits unterhalb eines bewaldeten Hügels in einer kleinen Senke und wurde über die Jahrzehnte getreu dem ursprünglichen Baustil ständig erweitert. Unser Zimmer ist sehr schön und geräumig (mit begehbarem Kleiderschrank!) und vom Balkon sehen wir gerade noch die Spitzen der beiden Gipfel. Nach unseren langen Wandertagen ziehen wir daher nochmal los, um vom gegenüberliegenden Hang das Panorama mit Sonnenuntergang und Alpenglühen in seiner ganzen Schönheit zu fotografieren. Tipp: für 10 Euro pro Person und Tag gibt es im Floralpina Halbpension mit 4-Gang-Wahlmenü und riesigem Vorspeisenbuffet.
A propos wandern… da die Seiser Alm auf einem Hochplateau liegt, sind wir eigentlich davon ausgegangen, uns auf relativ ebenen Wegen einlaufen zu können. Wer konnte denn ahnen, dass wir selbst ohne die höheren Erhebungen schnell mal 400 Höhenmeter an einem Anstieg bewältigen müssen? Wobei schnell hier relativ ist ^^. Bus und Bergbahn erweitern glücklicherweise unseren Aktionsradius und so erreichen wir doch viele lohnenswerte Ziele, genießen den Ausblick – vorrangig auf die alles dominierenden Hausberge Lang- und Plattkofel. Aber auch Schlern, Sella, die Geisler-Puezgruppe und selbst die schneebedeckten Gipfel des Alpenhauptkammes zeigen sich immer wieder. Wir gewinnen viele schöne Eindrücke und da die zwei Tage wie im Flug vergehen, werden es vermutlich nicht die letzten gewesen sein, die wir auf der Seiser Alm verbringen…
9.6.-15.6.2017
Es ist wieder Reisetag. Da es bis Innichen nicht weit ist, suchen wir nach Ausflugszielen, die an der Strecke liegen. Eigentlich haben wir uns den Heiligkreuzkofel ausgeguckt, aber wie viele andere Bergbahnen in dieser Region (z.B. Marmolata, Tofana) nimmt auch die Bahn zur Wallfahrtskirche Heiligkreuz ihren Betrieb erst am 17.6. auf. Wir disponieren um und machen einen Abstecher ins Villnösstal. Die Geislerspitzen hinter St. Johann in Ranui liegen aber leider zu dieser frühen Tageszeit unfotogen im Schatten. Kurz entschlossen fahren wir zum Würzjoch hinauf. Zum Glück kommen hauptsächlich Rad- und Motorradfahrer auf die gleiche Idee, denn die alte Passstraße ist sehr schmal, dafür aber landschaftlich wunderschön. Ein paar Kilometer vor dem Pass kehren wir in der Edelweißhütte ein und genießen echte Südtiroler Schmankerl: Knödeltris und zum Nachtisch Buchweizentorte. Sehr zu empfehlen! 🙂
Der weitere Tagesverlauf liegt ganz im Zeichen der Kurverei – ins Abteital runter, zum Valparolapass und von da zum Falzaregopass hinauf, durch das Straßengewirr von Cortina d’Ampezzo weiter über den Passo Tre Croci zum Misurinasee und schließlich nach Innichen hinunter. Nur mit Hilfe des Navis finden wir unsere Unterkunft, einen Bauernhof auf halber Höhe über dem Ort, in dem wir für die kommende Woche eine Ferienwohnung mit traumhafter Aussicht auf die umliegenden Berge gebucht haben. Info: Ranerhof.
Übrigens… Falzaregopass: selbst gestandene Rennradler kann man dort noch beeindrucken, wenn man mit dem Klapprad raufgefahren ist!
Die Wetterprognose droht uns für den kommenden Tag Regen an. Das tut sie jeden Tag, aber es bleibt sonnig und wird immer heißer. Selbst auf der Bergabtour vom Haunold-Sessellift kommen wir ins schwitzen und freuen uns über eine ausgedehnte Fotopause am verfallenen Wildbad Innichen, das seine Glanzzeiten ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum 1. Weltkrieg hatte, als es teilweise zerstört wurde. Leider können wir unsere Bilder nur über oder durch den Zaun machen, der das gesamte Areal umschließt.
Abends fahren wir zum Pragser Wildsee, dessen Zufahrt um ein paar Schranken und kostenpflichtige Parkplätze reicher geworden ist, seit wir das letzte Mal dort waren. Am Zauber des Sees ändert das nichts. Er liegt traumhaft im Abendlicht und bietet uns eine wunderbare Spiegelung der umliegenden Gipfel (und fremder Frauen…). Auf dem Rückweg machen wir dann noch einen Abstecher zur Plätzwiese. Es ist der zweite Anlauf heute, denn wir haben es bereits am Vormittag versucht, standen aber – nach selbstverständlich hervorragender Vorbereitung und Planung ^^ – vor geschlossener Schranke! Durchfahrt nur vor 10 Uhr und nach 16 Uhr. Es ist nun also spät genug, beinahe zu spät, denn als wir nach endloser Kurverei oben ankommen, erhaschen wir gerade noch das letzte Licht der Abendsonne auf den Gipfeln des Monte Cristallo.
Am nächsten Tag fahren wir noch mal zum Falzaregopass, weil uns schon am Anreisetag die Bahn auf den Lagazuoi angelacht hat. Im Handumdrehen und mit knackenden Ohren sind wir auf 2.778m an der höchstgelegenen Hütte der Dolomiten und bewundern die phantastische Fernsicht. Wir sehen mehr Gipfel als wir überhaupt mit Namen benennen können! Direkt gegenüber stehen auf grasigem Plateau die Cinque Torri, zu denen wir mit dem Sessellift hochfahren, nachdem wir der Überfüllung am Lagazuoi entflohen sind. Was von drüben noch wie hingewürfelte Spielzeugklötzchen wirkte, ist von nahem eine gewaltige, zerklüftete Felslandschaft. Wir wandern am Fuß der Felsen entlang und beobachten die unzähligen Kletterer, die einzeln oder in Gruppen an den Wänden und auf den Gipfeln unterwegs sind.
Auch die Nordseite der Pustertaler Alpen erkunden wir und fahren durch das Antholzer Tal zum Staller Sattel. Lohnenswerte Ziele sind der Antholzer See und weiter oben bereits auf Osttiroler Seite der viel idyllischere Obersee. Auf der Passhöhe offenbaren sich dann mal wieder die Unterschiede zwischen Mann und Frau: Conrad knipst Oldtimer, Betti Enzian 🙂
Die Drei Zinnen stehen auch noch auf unserem Programm. Am frühen Morgen (gegen 10 Uhr ^^) fahren wir die Mautstraße zur Auronzohütte hinauf. Mittlerweile kostet der Spaß satte 25 Euro pro PKW, aber immerhin startet man dann bequem auf dem anfangs ebenen Höhenweg. Wir erreichen schnell die Lavaredohütte, die leider noch geschlossen ist, obwohl Massen von Menschen unterwegs sind. Weiter geht es hinauf zum Paternsattel und Richtung Drei-Zinnen-Hütte wieder hinunter. Unter den Wanderern spricht es sich herum, dass diese ebenfalls geschlossen ist, und so kraxeln wir mit einem Großteil der Prozession durch ein Dolomitentrümmerfeld zu Füßen der Drei Zinnen, um die Runde abzukürzen. Die Sonne brennt auf uns nieder, wird vom hellen Gestein reflektiert und nirgends ist Schatten – außer auf dem imposanten Panorama! Erst als wir die Zinnen schon beinahe umrundet haben, treffen die ersten Sonnenstrahlen auf die Steilwände. Für schönes Fotolicht lohnt es sich zu dieser Jahreszeit also eher, erst gegen Nachmittag aufzubrechen.
Am letzten Tag schaffen wir es endlich, uns einmal in Innichen umzusehen. Der Eindruck, den man auf der Fahrt über die Umgehungsstraße gewinnt, wird leider von dem recht großen Güterbahnhof getrübt, und so sind wir überrascht, was für eine hübsche Innenstadt der Ort bietet. Wir besichtigen die beiden größten Kirchen im Zentrum, essen in einem lauschigen Gartenrestaurant und kaufen Andenken für die Familie, bevor wir die Koffer wieder packen müssen…
15.6.2017
Es geht weiter. Nach nur 7 km sind wir in Österreich (das sollte man auf jeden Fall beim Tanken berücksichtigen!) und nehmen die aussichtsreiche Pustertaler Höhenstraße, die uns zum Wildpark Assling führt. Wir wandern durch den schön angelegten Park, aber sowohl uns als auch den Tieren ist es zu heiß. Einige entdecken wir schlafend in schattigen Ecken, manche sehen wir gar nicht und fahren daher bald weiter: durch Lienz, das Mölltal hinauf nach Heiligenblut mit obligativem Fotostopp, auf die Großglockner Hochalpenstraße. Wir besuchen die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe und erreichen bald das Wallackhaus, das höchstgelegene Hotel Österreichs, unser heutiges Ziel.
16.6.-18.6.2017
Zum Glück haben wir am Abend noch einen Ausflug zur Edelweißspitze unternommen, denn am nächsten Tag geht es durch strömenden Regen zum Fuscher Törl und hinunter nach Bruck. Nur selten reißen die dichten Wolken auseinander, um einen Blick auf die Berge freizugeben. Wir fahren weiter Richtung Gerlospass und nutzen eine Regenpause für einen Besuch der Krimmler Wasserfälle. Durch Regen und vermutlich auch noch Reste der Schneeschmelze donnern die Wassermassen besonders gewaltig zu Tal und verteilen ihre Gischt mehrere hundert Meter weit. Wir werden also wieder nass! Später nehmen wir dann Kurs auf Leutasch, unsere letzte Station.
Nach den gewaltigen Bergen, die wir gerade hinter uns lassen, empfinden wir das Leutaschtal als liebliches Idyll. Mit seinen weiten Blumenwiesen lädt es zu einem erholsamen Urlaubsausklang ein, wozu auch das Ambiente unserer Pension beiträgt. Der Boderhof ist ein wunderschön ausgebauter Bauernhof, bei dem ganz besonders darauf geachtet wurde, den ursprünglichen Charme mit liebevollen Details zu unterstreichen. Wir unternehmen noch Ausflüge zum Möserer See bei Seefeld und in die Leutaschklamm, die leider durch den sehr hoch über der Schlucht angelegten Steig fotografisch keine spannenden Perspektiven zulässt. So langsam haben wir uns aber auch satt fotografiert und freuen uns wieder auf zu Hause!
Wir freuen uns, wenn es euch gefallen hat!
Weitere Bilder findet ihr in unserer Alpen Sommer 2017 – Galerie