Reisebericht Island im Oktober 2013
20.10.2013 bis 31.10.2013
Wieder zurück in Island, eine Woche Snæfellsnes mit meinen Reisegefährten vom letzten Jahr, Astrid und Jürgen. Diesmal lief die Planung nicht ganz so rund, die beiden waren mit ihrem Geländewagen bereits im Sommer dort, eine Furtdurchquerung führte allerdings zu einem Schaden so das der Wagen noch in Island stand. Eigentlich sollte er dort auch (funktionierend) drei Monate bis zur Herbstreise stehen bleiben und die Rückreise war per Fähre angedacht. Allen Bemühungen zum Trotz war der Wagen, der in einer Werkstatt in Kirkjubæjarklaustur stand, aber bis zum Tag unserer Abreise von Deutschland immer noch nicht repariert. Den Hinflug, ein Ferienhaus in Arnarstapi für eine Woche und auf dem letzten Drücker einen Mietwagen, das war es dann erst einmal.
21.10.2013
Blauer Himmel, ein phantastisches Ferienhaus und eine Lage die quasi nicht besser sein könnte, es fängt jedenfalls schon einmal vielversprechend an..
Zu dieser Jahreszeit hat man noch ca. 8 Stunden Sonnenlicht (Anfang Oktober sind es noch fast 2 Stunden mehr). Durch die langen Dämmerdungsphasen Morgens und Abends ist es aber gefühlt noch deutlich länger Hell. Der Herbst ist Ende Oktober fast schon vorbei und die Landschaftsfarben sind noch reduzierter als sie ohnehin schon sind, die Fahrt über die kleine Paßstrecke der 54 macht dann auch schnell klar das der Winter nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Auf der anderen Seite angekommen ging es an diesem Tag noch zum Kirkjufellsfoss der sich wieder einmal hartnäckig weigerte, von mir ansehnlich fotografiert zu werden. Dafür gab sich der Wettergott alle Mühe die restliche Landschaft buchstäblich in das beste Licht zu rücken.
22.10.2013
Ein Blick aus dem Fenster zeigt das der Wettergott heute etwas unmotiviert ist, daran ändert sich auch an unserem ersten Halt in Búðir leider nichts. Es geht weiter zu meinem persönlichen Highlight des Tages, der Tankstelle/Café an der Abzweigung 54 und 56. Dort gibt es ausgesprochen leckeren Kuchen ..nicht verpassen 🙂
Weiter nach Stykkishólmur zum Kirchenkontrastprogramm, der Stykkisholmurkirkja. Den restlichen Tag sind wir mehr oder minder planlos durch die Gegend gefahren, das war wohl auch der Grund warum wir eher zufällig im Haifischmuseum in Bjarnarhöfn gelandet sind. Die Türe öffnen, riechen und wieder schließen ist praktisch eine fließende Bewegung. Meine Mitreisenden wollen dennoch schauen, sind aber bereits nach kurzer Zeit auch wieder im Auto als ihnen klar wird das der Besitzer derjenige ist der diesen „leckeren“ vergorenen Grönlandhai nicht nur produziert sondern anscheinend auch gerne den Besuchern zum probieren anbietet. Wir sind dann gefahren, in diesem Zusammenhang bin ich fast geneigt auch noch das Wort „fluchtartig“ zu verwenden.
23.10.2013
Gestern war das Wetter schlecht, heute ist es zur Abwechslung noch etwas schlechter. Ein Wind das man fast nicht von der Stelle kommt und dazu Schneegriesel für das Gesichtspeeling. Der Wetterbericht verheißt auch für den Nachmittag nichts gutes und ich hatte befürchte das der Tag damit gelaufen ist. Langsam lässt der Wind aber nach so das ich doch noch einen kurzen Abstecher an die Küste von Arnarstapi machen kann. Auf dem Rückweg ist es, als ob jemand denn Wetter-Schalter umgelegt hat, schönster Sonnenschein den wir natürlich sofort ausnutzen. Wie schon erwähnt ist der Herbst vorbei und die vorherrschende Farbe ist Braun, Braun und ..Braun. Damit das nicht zu eintönig wird stellen die Isländer ab und an Frauen dekorativ in die Landschaft, das ist sehr nett von den Isländern.
Auf dem Rückweg stoppen wir noch bei einer Gruppe Pferde als der Besitzer bei uns anhält. Er sagt wir sollen uns zum fotografieren ein paar Meter die Straße runter hinstellen, er würde die Herde gleich vorbei treiben. Prima denken wir.. bis wir merken das er die Herde nicht zum Hof in der Nähe sondern zu dem ungefähr 2 Kilometer weiter entfernten bringen will. So sind wir dann gut 20 Minuten der Herde im Schritttempo hinterher gefahren. Der „Treiberhund“ war ein Yorkshire Terrier ( ich vermute mit einem leichtem Hang zum Größenwahn). Im Herbst sieht man sehr viel mehr Pferde, dafür ist die Anzahl der beweglichen Verkehrshindernisse, umgangssprachlich auch als Schaf bekannt, glücklicherweise deutlich geringer.
24.10.2013
Das heutige Ausflugsziel ist Öndverðarnes, das Wetter wird schlechter je näher wir den Leuchttürmen kommen, für die Streckenverhältnisse gilt das gleiche. Den Weg ab der 54 kann man auch mit einem normalen Wagen (vorsichtig) fahren, Spaß macht das aber nicht wenn der Unterboden akustisch meldet das die Bodenfreiheit aktuell -1 ist. Svörtuloft ist der schönere der beiden Leuchttürme, Öndverðarnes dagegen eher ein Türmchen. Heute ist Tag der Leuchttürme, also halten wir noch bei Malarrif und dem ehemaligen Vulkanschlot Lóndrangar bevor wir den Tag im Café Fjöruhúsið in Hellnar beschließen. Das Café ist übrigens das ganze Jahr geöffnet, bei dem, sagen wir mal überschaubaren, Gastronomie-Angebot zu dieser Jahreszeit ein willkommener Anlaufpunkt.
25.10.2013
Leider muß Jürgen schon heute wieder abreisen, also ist ein „Tagesausflug“ nach Kevlavik fällig. Klar das man unterwegs noch ein bisschen fotografiert und da es irgendwie auf dem Weg liegt haben wir noch einen Abstecher nach Akranes gemacht. Die haben doch glatt den älteren der beiden Leuchttürme neu gestrichen.. also echt jetzt. Diesmal nutzen wir nicht den Tunnel Richtung Reykjavik sondern umfahren den Fjord Hvalfjörður, langsam geht uns aber Licht und auch die Zeit aus so das wir keine längeren Pausen machen können.
Nach der Einsamkeit von Snæfellsnes ist Reykjavik ein echter Kontrast, quirlig und hell erleuchtet. Wir setzen Jürgen an seinem Hotel in der Nähe des Flughafens ab und machen uns auf die lange Rückfahrt. Der Mann vom Hotel erzählt uns noch das für heute Nordlichter erwartet werden, ich glaube ohne diesen Hinweis hätten wir diese übersehen, zumindest bei uns sahen die in Natura wenig spektakulär aus, das leuchtende Grün sieht man erst auf den Bildern. Natürlich erscheinen die wirklich an der unmöglichsten (sprich unfotogensten) Stelle irgendwo auf Snæfellsnes, keine Ahnung wo wir gerade sind. Dazu dann noch ein Wind das wir das Auto als Windschatten verwenden müssen und meine Fotoausrüstung ist auch nur bedingt geeignet weil ich derzeit kein lichtstarkes Objektiv besitze. Nichtsdestotrotz eine unvergessliche Erfahrung!
26.10.2013
Nach dem gestrigen Tag sind wir ziehmlich platt und nutzen den Tag nur um ein bisschen durch die Gegend zu fahren. Der kleine Paß ist immer schlechter zu befahren, vor allem durch die Eisplatten die sich teilweise auf der Straße gebildet haben. Nebenbei, Winterreifen sind bei Mietwagen i.d.R. erst ab 1. November Standard, es empfiehlt sich daher bei dem Autovermieter vor Reiseantritt nachzufragen welche Reifen der Wagen hat. Bei einem Halt werden wir von anderen Reisenden angesprochen die Wissen möchten wo sie gerade sind, Lost in Snæfellsnes..
Mittlerweile ist auch klar das der eingangs erwähnte Geländewagen während unseres Aufenthaltes nicht mehr repariert sondern per Container nach Deutschland verschifft wird. Dazu sollen wir den Fahrzeugschein bei der Werkstatt in Kirkjubæjarklaustur abgeben. Da auch die Flugpreise durch die Iceland Airwaves, ein jährlich stattfindendes Musikfestival in Reykjavík, gerade in die Höhe gehen beschließen wir noch drei Tage im Süden zu verbringen. Astrid findet dazu ein nettes kleines Hotel Welcome Edinborg das mit seinen 50€ die Nacht für die Einzelzimmer auch preislich kein allzu großes Loch in die Reisekasse schlägt und in der Nähe von Vík í Mýrdal liegt.
27.10.2013
Ursprünglich wollten wir am Golden Circle vorbei in den Süden aber die Straßenverhältnisse sprechen von “spots of ice”, daher beschließen wir an der Küste entlang zu fahren. Seljalandsfoss und Skógafoss fahren wir erst gar nicht an, massenhaft Reisebusse wie überhaupt der ganze Süden. Hier ist Ende Oktober mehr los als im Juli 2012, hauptsächlich Schulklassen. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang kommen wir in Kap Dyrhólaey an. Letztes Jahr konnte ich den Ort nicht besuchen da er wegen der Vogelbrut gesperrt war, heute genießen wir die letzten Sonnenstrahlen am Leuchtturm.
28.10.2013
Nach dem Frühstück fahren wir als erstes zum Skógafoss, offensichtlich nicht früh genug. Eine Reisegruppe hat sich bereits quer davor versammelt: Fotograf, Stativ, Rucksack..Fotograf, Stativ, Rucksack.. usw. egal, gesellen wir uns einfach dazu. Abwechselnd läuft einer der Gruppe vor den Wasserfall und die anderen machen Fotos. Wir bleiben nicht lange da wir ja noch nach Kirkjubæjarklaustur müssen. Dort angekommen erfahren wir das der Wagen bereits in Reykjavík steht, wir sind also völlig umsonst bis hier hin gefahren. Gut, wir wollten sowieso noch zum Jökulsárlón fahren, dennoch ärgerlich das wir nicht informiert wurden denn jetzt sollen wir den Fahrzeugschein am 29.10 bis 15.00 Uhr in Reykjavík bei der dortigen Entsprechung des ADAC abgeben. Unnötig zu erwähnen das wir erst gestern an Reykjavík auf dem Weg in den Süden vorbei gefahren sind. Da sich das ganze jetzt aber auch nicht mehr ändern lässt fahren wir weiter zum Jökulsárlón, unterwegs nutzen wir die Segnungen der modernen Technik und rufen Jürgen an damit er über Webcam nachschaut wie das Wetter dort gerade ist, zumindest scheint es nicht zu regnen. Wir sind gerade angekommen als die Sonne durch die Wolken kommt, endlich habe ich meinen See in der Sonne! Dazu wird dem geneigten Publikum noch eine verkürzte Version von Titanic präsentiert ^^
29.10.2013
Ein letzter Versuch beim Skógafoss.. endlich mal keine Touris die unbedingt vor dem Wasserfall posieren müssen! Also stelle ich mich vor den Wasserfall und lasse mich fotografieren.. äh.. zu Demonstrationszwecken.. quasi nur um zu zeigen wie das sonst aussieht.. bei den Touris 😉
Auf dem Weg nach Reykjavík halten wir zwar noch beim Seljalandsfoss aber es ist wieder Reisebussandrang, davon abgesehen ist der Pfad rund um den Wasserfall auch vereist. Gehen wir einfach zum etwa einen Kilometer entfernten Gljúfrárfoss der in einer Felsspalte liegt und den wir auch ganz für uns alleine haben. Kurz vor der Hauptstadt halten wir noch für eine kurze Rast in der Nähe eines Thermalkraftwerkes und werden von einem vorbeikommenden Mitarbeiter eingeladen das Kraftwerk zu besuchen. Leider fehlt uns die Zeit, die Geste ist aber sehr nett. Auch bei meinem zweiten Besuch in diesem Land zeigen sich die Isländer wieder als freundlich und hilfsbereit, gerade auch von Leuten wo man es normalerweise vielleicht nicht erwarten würde.
Der Fahrzeugschein ist endlich an seinem Bestimmungsort angekommen und wir nutzen die restliche Zeit, der Einkaufsstraße in Reykjavík einen Besuch abzustatten. In der in der Skólavörðustígur 4a ist ein kleiner Laden mit Bildern isländischer Fotografen und was bringt man sich selbst auf einer Fotoreise als Mitbringsel mit? Klar ein Foto.
Am nächsten Morgen schüttet es wie aus Eimern und die Tankstelle weigert sich hartnäckig, wie kann es auch anders sein, unsere Kreditkarten zu akzeptieren. So kommen wir also nass und durchfroren am Flughafen an, ein echter isländischer Abschiedsgruß 🙂
Astrid und Jürgen, (wieder mal) vielen Dank für den wunderbaren Urlaub! Hier geht es zur Galerie von Astrid.